Haben Sie gewusst, dass das Sprichwort "Ehre, wem Ehre gebührt" fast so alt ist wie unsere Zeitrechnung? Es wird dem Apostel Paulus zugeschrieben, der zwischen 10 und 60 lebte.
In seinem Brief an die Römer, Kapitel 13, Vers 7, zu finden im Neuen Testament, schreibt er: "So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid: Schoß, dem der Schoß
gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt"
Neubrandenburgs Weltklasse-Sportler sollen in ihrer Heimatstadt eine besondere Ehre bekommen: einen Ruhmesweg, auf Neudeutsch einen Walk of Fame. Im Oktober ins Gespräch gebracht, soll ab Mai die
erste Platte, so was wie der erste Stern, berlegt werden. Kostenpunkt pro Stück zwischen 2000 und 3000 Eruo.
Ich finde die Ehrung gut, richtig, ja sogar überfällig. Aber muss der Pfad der Sport-Giganten ausgerechnet durch die Straßen der Innenstadt führen? Hier dürfte kaum ein Sportler trainiert haben.
Was haben die Stargarder Straße oder die Neutorstraße mit Olympiasiegern bzw. Weltmeistern zu tun? OK, vielleicht hat der eine oder die andere hier gewohnt oder auf dem Boulevard oder in der
Spowa in der Neutortstraße oder damals bei Kathrin Krabbe eingekauft, aber geschwommen ist hier niemand, auch nicht gepaddelt oder gerannt. Es sei denn von Eile getrieben. Vielleicht st aber auch
jemand verbotenerweise Rad gefahren auf dem Gehweg. Aber das dürfte es dann auch schon gewesesn sein. Nein, nicht ganz, manche haben in der Innenstadt auch ihren Arbeitsplatz gehabt.
Aber das wirkliche Training fand auf dem Oberbach und dem Tollensesee, im Jahnstadtion und Jahnsportforum, auf den Wegen rund um Neubrandenburgs blauen Stadtteil statt. Dort haben sie jede Menge
Schweiß vergossen, dort, finde ich, sollte man sie Ehren.
Neubrandenburg rühmt sich eine Geburtsstadt des Sports zu sein. Friedrich Ludwig Jahn übte vor gut 200 Jahrenn mit den Jungen, die ihm folgten, im Brodaer Holz, bei Belvedere. Es gibt
Aufzeichungen darüber. Wäre das nicht ein passender Ort, um statt eines Walk of Fame eine Hall of Fame zu schaffen?
Belvedere folgt in seiner Architektur der eines griechischen Tempels. Die olympische Bewegung nahm sowohl im Altertum, wie in der Neuzeit, in Griechenland ihren Anfang. Symbolhafter geht es doch
kaum noch. Rechnen wir noch den alten Turnvater Jahn dazu, dann...
Ja, ich höre Einwände. Was ist mit den Hochzeiten auf Belvedere?
Ich denke, die könnten dort trotzdem weiter stattfinden. Erstens sind sie keine Massenerscheinung und zweitens, warum sollte eine würdevoll gestaltete Ruhmeshalle des Sports weniger attraktiv
sein als eine leere Hülle (jetziger Zustand), die bloße Kulisse für die Hochzeiten bietet, ab und zu für einen Tangoabend oder eine Unternehmnerparty.
Dazu kommt, dass Belvedere wohl langsam wieder eine Sanierung ins Haus stehn dürfte, um die baulichen Schäden nicht größer werden zu lassen. Und mit einer Nutzung als Hall of Fame gebe es dann
dutzende Gründe mehr für einen Spaziergang hinaus zum Tempel am See.