

Gleich zwei stadtgeschichtlich interessante Einträge weist eine Seite des Kirchenbuches von St. Johannis für das zu Ende gehende Jahr 1828 aus. An letzter Stelle verzeichnet es die Geburt von Georg Louis Anton Schelhase, der 1853 Aufseher auf Belvedere werden sollte und bis zu seinem Tod 1899 blieb. Gleich über diesen Geburtseintrag verfasste der Pastor eine längere Notiz St. Georg betreffend. Zu lesen ist dort, dass seit dem Herbst 1826 kein Gottesdienst und kein Abendmahl mehr in der Kirche gehalten werden konnte, die auch für Broda zuständig war. Allerdings sei „durch die Gabe des fürstlichen Bruders Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs allein der Thurm und das Dach wiederhergestellt, ferner auch das Innere neu ausgebaut und den Joh. Predigern überliefert worden."
Am 5. Oktober 1828 wurde nach Abschluss der Bauarbeiten das erste heilige Abendmahl gefeiert. „Ohne eigentliche Predigt, weil Kanzel und Predigtstuhl fehlten, die uns auf Vorstellung und Bitten nachgebaut und gegeben werden sollen.“ Dafür fehlten nicht zwei „geschmackvoll gearbeitete Leuchter so wie ein Crucifix aus Gußeisen“, die die Großherzogin Marie kurz zuvor der Gemeinde geschenkt hatte.
Die Kosten für die Sanierung von St. Georg übernahm Herzog Karl, Halbbruder des regierenden Großherzogs Georg und der 1810 verstorbenen Königin Luise. Karl war im Dezember 1827 Präsident des preußischen Staatsrates geworden.
Der von Herzog Karl finanzierte Turm ersetzte einen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Den hatte der Kirchenökonom Georg Bernhard Toll 1770 im Zeitgeschmack des Rokokos anfertigen lassen, als in seinem Auftrag das Gotteshaus von Grund auf saniert wurde. Einen hölzernen Turm trug St. Georg aber schon gut hundert Jahre früher, wie ein Visitationsprotokoll von 1664 belegt, welches ihm einen guten Zustand bescheinigten.
Neben der Nachricht über die umfassende Instandsetzung und Neuausstattung von St. Georg vermerkte der 26-jährige Pastor Carl August Anton Kühne, dass „dem Prediger an der Marienkirche und in unserer lieben Stadt an unserem Gottesdienste theilnehmenden“ durch die „landesväterliche Huld die baufällige Marienkirche [und die] Predigerhäuser aufgerichtet und vor dem Verfall [gerettet] werden“ sollen.
Am Michaelistag, dem 29. September, „kam deswegen eine fürstliche Commission zu Besichtigung sowohl der Kirche als der Predigerhäuser“. Erster Pastor an St. Marien war zu dem Zeitpunkt der 1776 in Neubrandenburg geborene Friedrich Johann Martin Tillemann, Sohn eines Französischlehrers.
Die fast zehnjährige Restaurierung der Marienkirche unter Leitung von Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel begann dann fast vier Jahre später 1832. Sie gab der der Kirche ihre heutige äußere Gestalt.
Pastor Kühne, dem die Informationen im Kirchenbuch zu verdanken sind, war ein 1802 geborener Sohn des Kaufmanns Gottlob Kühne. Er hatte in Rostock studiert und war ab Oktober 1825 Rektor der Bürgerschule, bevor der am 28. Mai 1826 an die Johanniskirche berufen wurde. 1832 heiratete er die Tochter des Neubrandenburger Kommerzienrates Toll.
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