Egon und das achte Weltwunder

Der vor gut 50 Jahren unter anderem in Schwichtenberg gedrehte Film „Egon und das achte Weltwunder“ erlebte am 27. Dezember 1964 im ersten Programm des Deutschen Fernsehfunks seine Premiere. Am 9. März 1996 wurde der Film im Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg erstmals im gesamtdeutschen Fernsehen gezeigt. 2011 kam er im Rahmen der Icestorm-Reihe „DDR TV-Archiv“ als DVD heraus.

Der in schwarz-weiß entstandene Liebesfilm beruht auf dem gleichnamigen Jugendbuch von Joachim Wohlgemuth (1932–1996), der seit 1959 als freier Schriftsteller in Neustrelitz und damit in räumlicher Nähe vom Romanschauplatz, der Großen Friedländer Wiese, lebte. Zeitweise arbeitete der Autor selbst im Rahmen des Jugendobjektes. 1962 erhielt er für seinen „Egon“ den Kunstpreis der FDJ und den Fritz-Reuter-Preis des Bezirkes Neubrandenburg.

Bei der Aufarbeitung der Geschichte des Literaturzentrums Neubrandenburg, wo sich Wohlgemuths Nachlass befindet, ergab sich, dass der beliebte Schriftsteller mit der Stasi kooperiert hatte. Nach einer Studie der Berliner Germanistin Christiane Baumann leistete er für das MfS als Inoffizieller Mitarbeiter „Paul“ bzw. „Paul Fiedler“ Spitzeldienste.

 

Zur Handlung des Films: Egon (Gunter Schoß) ist mit seinen halbstarken „Boys“ fester Teil des Borkenheider Music-Clubs. Als ihnen der Betreiber des Clubhauses dort das Proben verbietet, reagieren sich Egon und sein Freund Paul am Besucher einer Weihnachtsfeier ab. Wegen Körperverletzung werden beide zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Nach dem Gefängnis will Egon sein altes Leben hinter sich lassen. Er versucht, die Boys zu meiden und beginnt als Hilfsarbeiter auf dem Bau.

Auf einem Abiball lernt Egon Christine (Traudel Kulikowsky) kennen. Sie wird im Freundeskreis das „achte Weltwunder“ genannt, weil es ein Wunder wäre, wenn sie sich einmal verlieben würde. Für sie wandelt sich Egon zum Helden der Arbeit und beide finden nach einigen Irrungen und Wirrungen am Schluss jedoch zueinander.

 

Das FDJ-Lager in Schwichtenberg, das Kulisse für einige Szenen war, entstand 1937. Es wurde durch den damaligen Reichsarbeitsdienst errichtet, zusammen mit einem zweiten Lager in Fleethof und einem dritten Lager in Heinrichswalde. In Schwichtenberg und Fleethof waren ab 1938 insgesamt 200 „Arbeitsmänner“ untergebracht. Das benachbarte Gutshaus von Klockow beherbergte 40 bis 50 „Arbeitsmaiden“. Während die vor allem für Haus- und Feldarbeiten auf bäuerlichen Wirtschaften in Klockow und Schwichtenberg eingesetzt waren, wurden die jungen Männer zu Meliorationsarbeiten sowie zum Straßen- und Wegebau herangezogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beherbergten die beiden RAD-Lager zeitweise Flüchtlinge.

1958 begann im Rahmen eines Zentralen Jugendobjektes der Freien Deutschen Jugend (FDJ) die Trockenlegung und Nutzbarmachung der Friedländer Große Wiese. Während der vierjährigen Arbeit waren daran 6264 Jugendliche beteiligt.

Im September 2014 wurde das Lager im Rahmen der Herbstauktion der Deutschen Grundstücksauktionen AG (Berlin) versteigert. Bei einem Mindestgebot von 5000 Euro für die 44 Hektar Land mit 16 teilweise unter Denkmalschutz stehenden Baracken und einem Gedenkstein erfolgte der Zuschlag bei 35.500 Euro.

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