Neuerscheinung über Filme, Drehorte und Stars in MV

Die Nachricht las sich wie ein Horrorfilm. Unbekannte sind Mitte Juli in das Mausoleum des Stummfilm-Pioniers Friedrich Wilhelm Murnau auf dem Südwestfriedhof in Stahndorfs eingedrungen und haben den skelettierten Kopf des Regisseurs gestohlen. 1921 hatte der mit „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ nicht nur einen der ersten Horrorfilme überhaupt, gedreht, sondern einen Klassiker des Genres geschaffen. Große Teile dafür wurden in Rostock und Wismar gedreht, wie dem Buch „Stilles Land und großes Kino“ entnehmen kann. Mit der Neuerscheinung aus dem Hinstorff-Verlag lassen sich 250 Filme und Serien entdecken, die in Mecklenburg-Vorpommern entstanden, deren Drehorte oder Stars, von denen einige hier im Nordosten Deutschlands ihre Karriere begannen – z.B. Harald Juhnke 1949 am Neustrelitzer Theater.
Leser dürfen die 250 Seiten starke Publikation durchaus als Reiseführer durch das Filmland MV begreifen, in dem selbst kleine Stückchen Hollywood-Geschichte geschrieben wurden, als 2010 Roman Polanski mit James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan, Ewan McGregor („Star Wars“) oder Kim Cattrall („Sex and the City“) auf Usedom drehte. Eingeborene Landeskinder mit stärkeren DDR-Wurzeln finden in den Beiträgen der sechs Autoren des Buches mit „Wege übers Land“ (entstanden bei Feldberg), „Daniel Druskat“ (gedreht in Buchholz an der Müritz), „Flugstaffel Meinecke“ (Anklam/Friedland) oder „Barfuß zu Bett (Neubrandenburg) viele Erinnerungen an spannende und unterhaltsame Fernsehabende oder Kinobesuche („Hatifa“- Glowe auf Rügen, „Die Heiden von Kummerow“ – u.a. bei Ueckermünde, „Kein Hüsung“ – Alt Schloen bei Waren).
Bei einer Förderung durch das Wirtschaftsministerium in Schwerin sowie die DEFA-Stiftung hätte das Buch durchaus umfangreicher ausfallen können (müssen). Für den Drehort Neubrandenburg fehlen z.B. der Fünfteiler „Der Sonne Glut“, bei Waren „More than frindship“, „Rauch über der Insel“, „Der Seerosensommer“, „Ein Hausboot zum Verlieben“, „Sommerwellen“, für Groß Plasten „Tinko“ oder für Mirow „Das Graupenschloss“. In Spantekow entstand „Marie Grubbe“, in Schwichtenberg „Egon und das achte Weltwunder“.
Darüber hinaus verliert das Buch aber auch kein Wort darüber, dass in MV – sogar mit kommunaler Hilfe – auch „Erwachsenenfilme“ entstanden, die man in (so noch vorhanden) Videotheken nur in einem besonderen Raum finden kann. „Gefangen“ heißt die softe Spielfilmvariante eines im ehemaligen Neustrelitzer Knast gedrehten Streifens, den es mit gleicher Handlung unter anderem Namen auch in einer Hardcore-Variante gibt.
Bei so vielen Aus- und Weglassungen sollte „Stilles Land und großes Kino“ nur der Auftakt zur cineastischen Entdeckung von MeckPom sein. Es darf durchaus ein zweites Buch folgen. Nicht nur Film- und Fernsehfreunde würden sich mit Sicherheit darüber freuen.
Übrigens: Die Drehorte von „Nosferatu kann man in Wismar bei einer Stadtführung kennenlernen.
Den Beitrag hatte ich am 26. Juli 2015 im Vier-Tore-Blitz.
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