Heutiger Schauspieldirektor spitzelt Jahre für die Stasi


Neustrelitz. Vor genau 30 Jahren wurde das damalige Friedrich-Wolf-Theater Neustrelitz zu einem der wichtigsten Drehorte des Films „Blonder Tango“, den der 2005 verstorbene Regisseur Lothar Warnecke nach dem gleichnamigen Roman von Omar Savedra Santis drehte.
Im Film, wie im Roman, musste der Chilene Rogelio nach dem Putsch des Generals Pinochet 1973 seine Heimat verlassen. Wie rund 2000 andere Chilenen fand er Asyl in der DDR und arbeitete als Beleuchter eines kleinen Theaters. In seinem Gastland leidet er unter sozialer Isolation, obwohl er auf Arbeit von der Inspizientin Luise (Johanna Schall) geliebt wird. Deren Liebe kann er aber nicht erwidern. Er träumt von der Soubrette Cornelia (Karin Düwel) und lässt seine Träume in Briefen an die Mutter war werden. Er schickt nicht nur ein gestelltes Hochzeitsfoto, sondern erfindet sogar ein gemeinsames Kind. Auf seine Briefe antwortet die Mutter (Steffie Spira), dass alle Angehörigen sich über sein Glück freuen. Mit der Zeit wird es aber immer schwerer, das Lügengebäude aufrecht zu erhalten, das sogar ein doppeltes Lügengebäude ist, wie Rogelio erkennt als er erfährt, dass die Mutter schon seit anderthalb Jahren tot ist und die Briefe in ihrem Namen von Verwandten geschrieben wurden, die ihn mit der schrecklichen Nachricht nicht belasten wollten, um ihn den Schmerz zu ersparen.
Verkörpert wurde die Rolle Rogelios vom Chilenen Alejando Quintana Contreas, der 1973 selbst flüchten musste, zwei Monate bevor sein Schauspielstudium an der Universität von Santiago de Chile endete. Contreas war zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen Regisseur am Berliner Ensemble. Dass er in der Filmrolle des Beleuchters in Neustrelitz von der Stasi nicht unbeobachtet blieb darf als gesichert angenommen werden. Immerhin hatte die Bezirksverwaltung unter dem Decknamen „Kobra“ seit 1981 mehr als ein wachsames Auge auf das Theater geworden. Bekannt sind unter anderem ein Operativer Vorgang (OV), vier Operative Personenkontrollen (OPK) sowie 57 Personen-Erfassungen, darunter 14 zur Persönlichkeitsaufklärung. Das Spielen unter Beobachtung dürfte das einstige Mitglied der Kommunistischen Partei Chiles nicht gestört haben, war ihm doch die Arbeit des MfS aus Rostock vertraut. Sieben Jahre war der Emigrant von 1974 bis 1981 Schauspieler und Regisseur am Volkstheater Rostock und lehrte an der Schauspielschule der Hansestadt. Im Oktober 1977 erhielt er zweimal Besuch von hauptamtlichen Mitarbeitern der Mielke-Behörde, denen es nicht schwer fiel den damals 27-Jährigen zu einer Mitarbeit zu verpflichten. Zunächst den Decknamen „IM Lautaro“, benannt nach der Theatergruppe „Teatro Lautaro“, der Quintana mit chilenischen Landsleuten in Rostock angehörte, wurde der heutige Schauspieldirektor von Heilbronn ab Ende Januar 1980 als „IM Juan“ geführt. Über Jahre bespitzelte er seine Landsleute in der DDR, bis sein Willen zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst nachließ und er von der Stasi 1982 als Spitzel aussortiert wurde.
Für seine Rolle in „Blonder Tango“, der am 10. April 1986 seine Premiere feierte, wurde Contreras als bester Darsteller ausgezeichnet. Der Kulturpreisträger der DDR (1986) inszenierte nach dem Ende seiner Tätigkeit als Oberspielleiter in Cottbus 2003 als freier Regisseur auch in Schwerin.
Obwohl Lothar Warnecke für „Blonder Tango“ 1986 den großen Preis und den Findlingspreis beim 4. Nationalen Spielfilmfestival der DDR erhielt und ein Jahr später für das Drehbuch mit dem kritikerpreis ausgezeichnet wurde, gibt es den sehenswerten Film nicht auf DVD oder You Tube. Vielleicht sieht man in ja einmal im Neustrelitzer Theater für das er ja auch ein cineastisches Denkmal ist.
Die mehr als bekannte Filmkritikerin des „Eulenspiegel“, Renate Holland-Moritz, schrieb 1986: „[Dem Regisseur] gelang trotz Beibehaltung der schwierigen Erzählstruktur – mehrere Zeitebenen,
Rückblenden und Traumsequenzen – ein wunderbar einfacher, zutiefst anrührender und spannender Film, der nicht nur die Begrenztheit unseres gewöhnlichen Alltagslebens durchbricht, sondern auch die
Grenze zwischen Tragik und Komik fließend werden lässt. Lachend und weinend lernt man vor allem begreifen, dass sich Solidarität nicht in verbalem Verständnis und materieller Hilfe
erschöpft.“
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GeBu (Samstag, 07 März 2015 13:47)
Hört doch mit dem sinnlosen Stasigedöns auf.
1. Gab es nie eine Stasi sondern wir hießen MfS und
2. Was hat das mit dem Thema zu tun, dass der Film " Blonder Tango"
am Neustrelitzer Theater gedreht wurde.
Kein Artikel erwähnt im Kontext .."und der Verfassungsschutz war auch vor Ort" wenn es um aktuelle Themen geht. Aber immer schön das MfS ins Spiel bringen wenn ein Artikel ansonsten droht uninteressant zu werden.
Meckpress (Samstag, 07 März 2015 14:52)
Danke für Deinen Eintrag lieber Genosse. Bleibe weiter so konsprirativ und wirke weiter namenlos im Verborgenen.
GeBu (Sonntag, 15 März 2015 13:42)
jedenfalls dreh ich meinen Mantel nicht mit dem wind wie gewisse Mitarbeiter der "Freien Erde"