Mirower Kleinod spielte 1982 Hauptrolle in einem DEFA-Streifen


Mirow. Das Schloss zu entdecken wirbt der für die Staatlichen Schlösser und Gärten des Landes verantwortliche Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vorpommerns auf
der Internetseite des Rokoko-Kleinods, das hinsichtlich seiner kunstvollen Ausstattung einen Vergleich mit Potsdams Sanssouci nicht zu scheuen braucht. Doch noch verharrt das frühere
Residenzschloss Mecklenburger Herzöge im Frühjahrs-Winterschlaf. Bis April gibt es Führungen durch das Haus nur auf Anfrage. Ab Mai öffnet es dann dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr seine
Pforten für Besucher.
Aber vielleicht ist die (Winter-)Ruhe vor dem Saisonstart auch gut, Vergleiche anzustellen. 1981 machte die DEFA das Schloss zu einem Hauptdarsteller im Film „Das Graupenschloss“, in dem
nicht wenige Angehörige der inzwischen verstorbenen DDR-Schauspielelite mitwirkten: Rolf Ludwig, Günter Junghans, Fred Delmare, Käthe Reichel, Erwin Geschonneck, Arno Wyzniewski.
Die frühere herzogliche Residenz in Mirow übernahm im Film die Rolle eines Thüringer Schlosses. Die Handlung des Streifens spielt in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren 1945 bis 1947. Für die
Menschen im kriegszerstörten Deutschland bedeutete ein Teller Suppe oder ein Stück Brot sehr viel. Das galt besonders für die Kinder und Jugendlichen, die, traumatisiert von den Ereignissen
des Krieges, ohne ein Zuhause dastanden. Der nach der Erzählung „Das Graupenhaus“ von Harald gerlach entstandene Film erzählt über einige von ihnen. Sie kommen in ein Schloss, das ihnen Heim und
Ausgangspunkt für ein neues Leben wird. Dabei werden sie mit Erziehern, Erwachsenen, konfrontiert, die in den Nachkriegsjahren selbst Suchende sind. Gemeinsam lernen sie, wie man abenteuerliche,
heitere oder sehr ernste Situationen im Leben bewältigen kann und Kraft daraus zieht.
Die Kriegswaisen, die im verlassenen Schloss eine vorläufige Bleibe finden, werden anfangs von Ungewissheit, Misstrauen und Kummer gequält. Als Essen erhalten sie eine dünne Graupensuppe, die
ihrem neuen Zuhauses den Namen „Graupenschloss“ beschert.
Die am und vor allem im Schloss gedrehten Szenen wirken angesichts der restaurierten Pracht des Schlosses besonders beeindruckend. Sie erlauben den Betrachtern des Filmes sich das Mirower
Schloss wirklich so vorzustellen, wie es vor 70 Jahren ausgesehen hat, abgenutzt und verlassen. Im Zweiten Weltkrieg beherberge es eine Dienststelle der Luftwaffe, danach war es
Kornspeicher. Und wer weiß was aus dem Erbe der Mecklenburg-Strelitzer (Groß-)Herzöge geworden wäre, hätten sich nicht einige Verantwortliche der Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern für
das Relikt des Rokokos eingesetzt und 1949 mit den spärlichen Mitteln der Zeit eine Restaurierung der Ausstattung begonnen. Zwar fanden in Mirow keine Kriegswaisen ein Zuhause, dafür wurde
das Schloss aber 1952 ein sozialistisches Feierabendheim. Und das blieb es bis Ende der 1970er Jahre.
Die Filmcrew um Regisseur Hans Werner – er drehte bislang mehr als 70 Filme und 150 Folgen verschiedener Serien und Sendereihen – hat mit der Verwandlung des 1981 leer stehenden Schlosses ganze
Arbeit geleistet. Das zeigen die bewegenden Szenen im Fest- und Gartensaal auf der Treppe vom Erd- ins Obergeschoss oder im „Verschlag“ hinter den Paneelen mit den sich in einer Gartenlandschaft
vergnügenden Liebenspaaren.
Wenngleich die Handlung des Films angesichts der von Kriegen traumatisierten Flüchtlingskinder, die zurzeit tausendfach Deutschland erreichen, 34 Jahre nach seiner Produktion und 33 Jahre nach
seiner Erstausstrahlung am 28. September 1982 aktueller denn je ist, der DEFA-Streifen ist gleichzeitig ein Souvenir, das man sich als DVD im Museumsshop wünschen würde. Bislang gibt es nur die
Möglichkeit ihn auf YouTube zu sehen, wo er im Dezember 2014 in voller Länge von 93 Minuten eingestellt wurde.



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Christina Caskey (Samstag, 04 Februar 2017 09:12)
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