
Neubrandenburg. Für den scheidenden Oberbürgermeister Dr. Paul Krüger gehört „Die Nachrichten“ nicht zu den Lieblingsfilmen, obwohl der Streifen mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle drei Jahre nach seinem Amtsantritt zu großen Teilen in Neubrandenburg gedreht wurde. Der von Matti Geschonneck inszenierte Film und die von Kameramann Wedigo von Schulzendorff eingefangene Kulisse einer grau wirkenden, tristen und öden ostdeutschen Provinzstadt widerspiegelt nicht das Bild der Stadt mit dem der OB gern für Neubrandenburg wirbt. Er sieht seine Stadt gern durch die Backsteinbrille mit den vier einzigartigen Toren, der Stadtmauer, dem Franziskanerkloster oder der Konzertkirche bzw. als wirtschaftlich boomendes Zentrum einer sich mit Szczecin überschneidenden Metropolregion. Sowohl in Bezug auf das Bruttoinlandprodukt, die Arbeitsplatzdichte als auch die Pro-Kopf-Steuereinnahmen nimmt die von ihm sein 2001 verwaltete drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns einen führenden Platz in ganz Ostdeutschland ein.
Heute.
Vor 20 Jahren, 1995, dem Handlungsjahr des gleichnamigen Romans von Alexander Osang, auf dem der Film beruht, sah es anders aus. Neubrandenburg, von den SED-Oberen ausersehen, ein wirtschaftliches und politische Zentrum mit 100.000 Einwohnern im Norden der DDR zu werden, hatte gut 10.000 seiner Bewohner verloren und fast wieder die Einwohnerzahlen erreicht, der Romanautor aus seiner Jugendzeit kannte. Alexander Osang hat 1978 in Neubrandenburg gelernt, Instandhaltungsmechaniker beim VEB Wasserwirtschaft und Abwasserbehandlung. Dass die von ihm geschilderte Stadt so wirkt, wie sie im Film rüber kommt, hat etwas mit der Zeit und den Tagen zu tun, die er erlebte. Neubrandenburg kannte er nur montags bis freitags. Dann saß er „auf den Entstörungsfahrzeugen der Wasserbetriebe, mit denen wir Havarien beheben sollten. Die Kollegen redeten nicht viel, tranken aber gern. Im Winter parkten sie ihren Laster oft in einem schlecht einsehbaren Waldstück, um dort den ganzen Tag Skat zu spielen und Schnaps zu trinken. Ihr Lieblingsschnaps war ‚Timm’s Saurer‘. Freitag früh kauften wir ihnen eine Flasche, damit sie uns früher nach Hause ließen.“ Auch wenn er bei seinen letzten Besuchen nicht den Eindruck hatte, dass Neubrandenburg zur Boomtown werden würde, er liebt Neubrandenburg. Er zählt sie sogar neben Berlin, Leipzig und New York zu den vier wichtigsten Städten seines Lebens. In Neubrandenburg wurde er, wie er erzählt, zum Mann. Hier hatte er seine erste Freundin. Hier hat er seine Fahrschule gemacht. So etwas vergisst kein Mann.
Und der fast Ex-Oberbürgermeister Paul Krüger kann sich trösten: Als 2004 die Dreharbeiten in Hamburg, Berlin, auf Sylt sowie in und um Neubrandenburg herum stattfanden, war es dem Filmteam mancherorts in der Stadt schon zu modern. Mit neuen Schildern hat es den Bahnhof von Pasewalk vorübergehend zum Bahnhof von Neubrandenburg erklärt. Wer hier am Drehtag privat aus dem Zug stieg, stoppte verwirrt und musste aus dem Bild gebeten werden.
Auf dem Datzeberg wurde der Dreh zu einem kleinen Medienspektakel, wie man der „Berliner Zeitung“ vom 6. November 20004 entnehmen kann: „Am Utkiek heißt die Neubausiedlung in Neubrandenburg, Am Ausguck. Hinter den Blöcken öffnet sich ein weiter, schöner Blick in die Landschaft. Heute gucken die Leute von ihrem Balkon den Dreharbeiten zu. Es ist Montagvormittag, und viele sind zu Hause. Einige sind aus ihren Wohnungen heruntergekommen, als das Filmteam aufgebaut hat. Den ganzen Tag Sprühregen, Hosenbeine knattern wie Fahnen im eisigen Wind. Die Zaungäste stehen mit nackten Armen da, als ob sie unempfindlich gegen alle Zumutungen wären. […] Die Zuschauer haben von dem Roman „Die Nachrichten‘ nichts gehört. Sie können heute den Autor sehen. Er spielt mit, auf Wunsch des Regisseurs wird es ein Auftritt, der in der Branche ‚kleines Fach‘ heißt: Osang kommt aus einer Haustür und sagt ‚Tach! ‘ zu Kockisch und Liefers. Dreizehnmal muss er das machen, bis alles passt. Man hat ihm eine fliederfarbene Steppjacke und eine Wollmütze gegeben, in seinem Leinenbeutel schlagen leere Flaschen aneinander. " Die Szene spielt 1995. Da hat Alexander Osangs Romanfigur, der Ostberliner Jan Landers, im Westen Karriere gemacht. Er ist Sprecher der Abendnachrichten und steht kurz vor der nächsten Beförderung. In Margarethe (Nina Kunzendorf) findet er eine Freundin aus der Hamburger Highsociety. Doch als eine ehrgeizige „Spiegel“-Reporterin (Dagmar Manzel) und ein versoffener brandenburgischer Lokalschreiber (Uwe Kockisch) seine Vergangenheit durchforsten, kommt das Gerücht auf, er habe zu DDR-Zeiten für die Stasi gespitzelt.
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