
Andreas Hoffmann ist der einzige Rentiere züchtende Landwirt in MV

Strasen. Was machen die Rentiere des Weihnachtsmannes wenn ihr Chef alle Geschenke auf seinem Schlitten verteilt hat und sie ihn wieder zu Hause abgeliefert haben? Rudolf, Dancer, Comet, Donner und die anderen bis zu 80 km/h schnellen Ausdauerläufer, legen ihre Künstlernamen ab und ziehen sich in ein Sami-Dorf in der Mecklenburgischen Seenplatte zurück. An der Kleinen Flake, wie die nördlichste Bucht des Großen Pälitzsee heißt, leben sie im wahrsten Sinn des Wortes auf großem Fuß.
Die zu den Hirschen zählenden Wiederkäuer, die Flechten lieben und bis zu 125 verschieden Kräuter zupfen, aber hierzulande auch Pilze, Rinde, Blätter, Tannennadeln und Raufutter nicht verschmähen, stecken locker Temperaturunterschiede bis zu 80 Grad weg. Dafür können sie ihre Nase mittels eines Lamellensystems von einer Heizung zu einem Kühler und umgekehrt verwandeln und beim Laufen mit 80 km/h Höchstgeschwindigkeit mit dem kalten Blut ihrer Venen das zum Gehirn fließende warme Arterienblut kühlen. Bis zu sieben Liter See-, Regen- oder Brunnenwasser benötigen jeder Bulle, jede Kuh und jedes Kalb am Tag. Mit Trinkwasser aus der Leitung sind sie vorsichtig.
Auf ihrer Mecklenburger Ranch gehen die tierischen Helfer des Weihnachtsmannes auch zur Schule. Bei ihrem Lehrer Andreas Hoffmann, einem ausgebildeten Zootechniker, der sich in seinem Leben als Angestellter bereits um die Aufzucht von Zandern und das Wohlergehen von Alpakas kümmerte, lernen die Nordhirsche nicht nur gutes Benehmen. Sie gewöhnen sich hier auch an den Klang der Schlittenglocken und sammeln Erfahrungen als Zugtier vor einem Schlitten bzw. in einem Sulky oder als Trecking-Begleiter.
Der in Strasen aufgewachsene Rentierzüchter und seine aus der Hauptstadt stammende Frau Cornelia sind ausgesprochene Skandinavien-Fans. „Schon zu DDR-Zeiten faszinierte mich der Norden“, erzählt Andreas Hoffmann. „Doch in Warnemünde endeten alle Reiseträume.“ Kälte, so der Mecklenburger, habe er schon immer mehr gemocht als Wärme. Als ihm nach einigen Jahren Arbeit in Berlin die Großstadthektik aufs Gemüt schlug, stand für ihn und seine Frau fest, dass sie sich in seiner Heimat eine kleine nordeuropäische Welt schaffen mit hölzernen Koten und zeltartigen Lávuus, wie die Samen ihre traditionellen Behausungen nennen, aber auch mit samischer Kultur und eben den Ruhe ausstrahlenden Renen. Die Rentierwirtschaft gehört im hohen Norden einfach zum Leben. Die Hoffmanns haben nichts übers Knie gebrochen, sich fast zwei Jahre auf den Schritt in ihre ungewöhnliche Selbständigkeit vorbereitet, z. B. Lasso werfen auf die spezielle samische Art gelernt und sich Unmengen von Wissen angeeignet. Jetzt ist Andreas Hoffmann der einzige Rentiere züchtende Landwirt Mecklenburg-Vorpommerns. Im (Agrar-)Tourismus will die Familie ihre Nische finden. Deshalb richtet sie nicht nur Familien- und Firmenfeiern mit Rentieren aus, bietet Rentierfleisch- und -wurst bzw. Souvenirs an oder vertritt im November und Dezember den Weihnachtsmann zwischen Rügen und Berlin. Sie lädt auch zum Rentier-Trecking ein und lässt ihre tierischen Freunde modeln bzw. schauspielern, wie in einem Werbespot des Mediamarktes. Die Hoffmanns verstehen sich ein wenig als Botschafter der samischen Kultur und der Natur.
Die großen Füße auf denen die Rentiere leben sind nach Aussage von Andreas Hoffmann übrigens ein Geschenk der Natur. Die breite Trittfläche verhindert ein tiefes Einsinken im Schnee. Und den mögen auch seine Nordländer. Wenn es schneit brauchen sie keine menschliche Wasserversorger mehr. Dann fressen sie das flockige Weiß.
www.rentierzucht-ac-hoffmann.de
Privatzoo an der Müritz
Grabowhöfe. Spätestens seit vor drei Jahren die NDR-Landpartie aus der Müritzregion über die Bildschirme flimmerte, war Dirk Longino aus Grabowhöfe eine landesweit bekannte Persönlichkeit. Der Inhaber der örtlichen Einkaufsquelle, der auch mit einer rollenden Verkaufsstelle die aussterbenden Dörfer rund um Waren (Müritz) versorgt, frönt einem ungewöhnlichen Hobby. Neben Zwergzebus, eine ursprünglich in Asien beheimatete kleine Rinderrasse, und südamerikanischen Aras hält der passionierte Tierfreund und Landwirt auch Zebras und Kamele. Mehr als 120 Tiere gehören zum privaten „Dorfzoo“.
Wüstenschiffe in MV

Werbelow. Wüstenschiffe in Mecklenburg-Vorpommern prägten vor fast 70 Jahren schon einmal das Landschaftsbild. In Werbelow bei Strasburg setzte die Rote Armee vier Tiere einer Transorteinheit 1945 als Zugtiere auf dem von ihr beschlagnahmten Gut ein. Mit zwei Kamelstärken vor dem Pflug oder Leiterwagen ging es über die Felder und Landstraßen. Mitunter zogen die Tiere auch den Milchwagen von der Brennerei im Nachbardorf Nechlin nach Werbelow. Als die Besatzungsmacht beide Güter aufgab, kamen die Tiere in volkseigenen Besitz. 1950 gelangen sie als Spende des VEG Werbelow in den Leipziger Zoo.
Die Bezeichnung Wüstenschiff für Kamele findet eine Erklärung in ihrem Passgang. Die Tiere setzen beim Gehen immer Vorder- und Hinterbein einer Körperseite gleichzeitig auf. Deshalb schaukeln sie wie ein Schiff beim hohen Seegang. Bezüglich der Schiffskategorie, darf man Kamele zu den Tankern zählen. Sie können wochenlag ohne Wasser auskommen, wenn aber genügend davon zur Verfügung steht, trinken sie bis zu 150 Liter. Damit wird kein Wasservorrat angelegt. Sie gleichen nur Wasserverluste aus. Kamele können auch 40 Prozent ihres Körpergewichts an Wasser verlieren, ohne Schaden zu nehmen. Verliert ein Mensch 10 Prozent eines Gewichts an Flüssigkeit, droht ihm Herzversagen. Ein Grund dafür ist, dass Menschen beim Schwitzen ihrem Blut das Wasser entziehen und es dickflüssig wird. Kamele sind in der Lage das benötigte Wasser, dem ganzen Körper zu entnehmen. Ihr Blut bleibt dünnflüssig.
Ein tierisches Dorf

Wesenberg. Der Ortsteil Strasen in der Mecklenburgischen Seenplatte darf für sich in Anspruch nehmen, das Dorf mit der landwirtschaftlich ungewöhnlichsten Tierhaltung im größten Landkreis Deutschlands zu sein. Neben einer Forellenzucht und einem Büffelhof gibt es in dem rund 220 Einwohner zählenden Ortsteil des Städtchens Wesenberg auch eine Rentierzucht und die mit momentan 90 Tieren, Tendenz steigend, wohl größte Alpakaherde Mecklenburg-Vorpommerns. Auf der größten internationalen Alpakashow Deutschlands konnte die SIMAGI Alpka GbR 2014 bereits die Titel „Bester Nachzuchthengst dunkel“, „Bester Nachzuchthengst hell“ und „Beste Nachzuchtstute hell“ erringen.
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