Gastarbeiter baut Königsschloss an der Osteee

Dienstsitz des Bauherrn war Downing Street 10 London

Schloss Bothmer
Vorbilder für Schloss Bothmer waren die Königsschlösser Het Loo und Buckinggam House.
Johann Caspar von Bohmer Porträt
Der prominente "Gastarbeiter"

Klütz. Er war und ist wohl der prominenteste Gastarbeiter in Großbritanniens Hauptstadt London: Johann Caspar von Bothmer. Von 1726 bis 1732 ließ er sich in Klütz ein heute nach ihm benanntes Schloss erbauen, das durchaus das Attribut königlich verträgt. Vorbilder waren unter anderem das für den englischen König Wilhelm III. erbaute Schloss Het Loo in den Niederlanden sowie Buckingham House, der Ursprungsbau des heutigen Buckingham Palace. Der gebürtige Niedersachse, der im Klützer Winkel insgesamt zehn Güter erwarb, wollte durch die Bauformen seine persönliche Nähe zur britischen Königsfamilie ausdrücken. Seit 1714 regierte dort das Haus Hannover und Johann Caspar von Bothmer stand seit 1683 in hannoverschen Diensten. Er hatte den kurfürstlichen Hof Hannover nicht nur in Wien, Den Haag, Berlin und Paris sowie ab 1711 in London vertreten. Der Diplomat sorgte maßgeblich dafür, dass sein Landesvater Georg Ludwig - 300 Jahre ist es jetzt her - in Personalunion als Georg I. auch König von Großbritannien wurde.

Zum Reichsgrafen erhoben, wurde von Bothmer „Erster Minister für die deutschen Angelegenheiten“ und residierte als solcher ab 1720 in der Downing Street 10.

In London reich geworden, konnte der weitsichtige, kultivierte, fleißige und zuverlässige Diener seines Herrn, den für sich und seine Familie gedachten Alterswohnsitz in Mecklenburg nicht mehr nutzen. Nachdem der eigene Sohn schon sehr früh verstorben war, regelte der Reichsgraf Mitte der 1720er Jahre die Nachfolge zu Gunsten seines Neffen Hans Caspar. Das Testament besagte, dass stets der älteste männliche Nachkomme der Familie die Erbschaft antritt, als Majoratsherr allein den Grafentitel führen würde und der Güterkomplex – es waren über 7000 Hektar – als Fideikommiss, das heißt als unveräußerliche und nur als komplette Vermögensmasse – zu vererben war.

Bis 1945 lebten neun Majoratsherren der Familie von Bothmer auf dem prächtigsten Barockschloss Mecklenburgs. Von 1948 bis 1994 war es Alten- und Pflegeheim. Nach mehreren gescheiterten Privatisierungen ist seit 2008 das Land Mecklenburg-Vorpommern Eigentümer und kommt seiner Verantwortung mit einer millionenschweren Sanierung nach. Wenn sich 2015 wieder alle Tore und Türen des Schlosses öffnen – der Park ist auch jetzt zugänglich – werden die Besucher im Corps de Logis, dem Haupthaus, ein kleines Museum finden. Für besondere Veranstaltungen werden der historische Fest- sowie der Gartensaal zur Verfügung stehen, zum Beispiel für Konzerte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sowie besondere Veranstaltungen zu Uwe Johnson. Klütz erinnert mit dem Literaturhaus „Uwe Johnson“ an den bedeutenden Mecklenburger Schriftsteller und wahrt sein literarischer Erbe.

 Im Westflügel soll ein Museumsshop eingerichtet werden, der mit einer Größe von 300 Quadratmetern und dem breiten Angebot an Erzeugnissen aus der Region fast einer „Markthalle“ gleicht. In einem Medienraum soll das Schloss als Filmkulisse erlebbar gemacht werden. Auf Bothmer entstanden u.a. Szenen für „Sehnsucht nach Sandin“, für eine Folge der Reihe „Bella Block“ oder „Die Flucht“.

Der Ostflügel ist der Gastronomie vorbehalten, für ein Grandcafé, das sich abends als Restaurant präsentieren kann.

Das Land erwartet bei konservativer Schätzung, jährlich an die 120 000 Besucher auf Schloss Bothmer.

"Girlandenallee" führt zum Schloss Bothmer

Einzigartig ist die 270 Meter lange Festonallee.
Einzigartig ist die 270 Meter lange Festonallee.

Klütz. Ein besonderes Juwel der Gartenkunst und in Deutschland einzigartig ist die etwa 270 Meter lange barocke Festonallee aus geschnittenen holländischen Linden, die als frühere Hauptzufahrt vom ehemaligen Vorwerk Hofzumfelde direkt auf das Hauptgebäude des Schlosses zuführt. Von den ehemals 72 Bäumen, aus denen die Allee bestand, sind noch 69 erhalten.

Ihr Name leitet sich vom französischen Wort „feston“ ab, womit Girlanden aus unterschiedlichen Materialien gemeint sind. Über viele Jahrzehnte gelang es, die Wuchsform junger Linden so zu gestalten, dass die Bäume wie Kandelaber wirken, die, wie Girlanden, miteinander verbunden sind.,

Durchschreitet man die Allee von Süden her zunächst nur das Giebeldreieck über dem Hauptgebäude. Im weiteren Verlauf wird der Mittelrisalit immer mehr und schließlich in voller Höhe sichtbar. Erst am nördlichen Ende öffnet sich die Allee und gibt den beeindruckenden Blick auf den breitgelagerten Ehrenhof der barocken Schlossanlage frei.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0