Der Architekt des Kaisers baute in Groß Plasten

Die kleine Schwester der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Porträt Frnz Schwechten, Mann im Mantel
Der Architekt des Kaisers, Franz Schwechten 1895

Groß Plasten. Das Gotteshaus von Groß Plasten als eine Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu bezeichnen, ist nicht vermessen. Die 1901 errichtete kleine Dorfkirche stammt wie die zwischen 1891 und1895 erbaute große Schwester vom Architekten Franz Schwechten.
1841 in Köln geboren, studierte  er ab 1861 an der Berliner Bauakademie und war danach unter anderem für August Stüler und Matin Gropius tätig. 1869 gewann er mit seinem Entwurf für ein „Parlamentshaus für Preußen“ den bedeutenden Schinkelpreis. Diese Auszeichnung öffnete ihm Türen. Als Dreißigjähriger wurde er 1871 Leiter des Hochbaubüros der Berlin Anhaltinischen Eisenbahngesellschaft und entwarf als solcher den berühmten Anhalter Bahnhof.
 Zum Auftrag für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche kam Franz Schwechten sprichwörtlich wie die Jungfrau zum Kind. Bis zu seinem 50. Geburtstag am 24. August 1891 hatte Architekt, der als Freiberufler seit 1888 den Titel eines Königlichen Baurats trug, auf den eigentlich nur Baumeister Anspruch hatten, die sich im Staatsdienst befanden, noch nie eine Kirche gebaut. Am 26. September 1889 legte er im Neuen Palais zu Potsdam im Beisein des Landrates von Stubenrauch Kaiser Wilhelm II. den Entwurf für den Neubau des Kreisständehauses Teltow vor. Schwechten muss einen ungeheuren Eindruck hinterlassen haben, denn am 30. September 1890 erhielt er von höchster Stelle den Befehl, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu bauen.
Schwechten gestaltete die Kirche als monumentalen Sakralbau nach Wilhelms Geschmack. Die Auftragsbücher des Baukünstlers, der allerhöchsten Geschmack so gut getroffen hatte, füllten sich danach mit zahlreichen Privataufträgen. Der Kaiser war ein erstklassiger Werbeträger. Es entstanden Villen, Grabmäler und Herrenhäuser für eine konservative, den Hof nahestehende Klientel, deren Wünsche Schwechten perfekt umsetzte. Franz Schwechten, der schon beim Bau der Berliner Gedächtniskirche gut verdient hatte – viereinhalb Prozent der Gesamtbausumme, zusammen 194.000 Mark – ließ sich, in der Gunst des Kaisers stehend, für den er zahlreiche weitere Bauvorhaben umsetzte, gut bezahlen.
Zu den Auftraggebern, die sich Franz Schwechten leisten konnten, gehörte auch der Groß Plastener Gutsbesitzer Dr. jur. Friedrich von Michael. Der hatte am 15. Februar 1892 im eigenen Herrenhaus Elsa Haniel geheiratet. Sie war die Tochter des Duisburger Großindustriellen Julius Haniel und der Henriette Luise Caroline Böcking, Tochter des Stahlindustriellen Heinrich Rudolf Böcking. Mit einem eigenen Vermögen von rund 30 Millionen Reichsmark galt sie als reichste Frau in Mecklenburg. Das Paar investierte viel Geld in den Ausbau des Herrenhauses, das einen zweigeschossigen neobarocken Flügel mit ausgebautem Mansarddach und beeindruckender Freitreppenanlage zur Seeseite erhielt.
Der nun direkt vor dem Schlossanbau liegende See lieferte den Grund für den Kirchenbau. Nachdem Friedrich von Michael mit seinem Nachbarn Ernst von Blücher, der 1897 Klein Plasten gekauft hatte, wegen des Sees im Streit lag und  Blücher den Groß Plastenern einschließlich ihrer Herrschaft 1898 verbot, dem Gottesdienst in seiner Dorfkirche zu besuchen, wandte sich der Verbannte beschwerdeführend an den Regenten. Trotzig teilte er in seinem Schreiben vom 2. Juli 1898 mit, dass er „unverzüglich an die Erbauung einer eigenen Kirche hierorts zu gehen“ beabsichtige.
Friedrich von Michael engagierte Franz Schwechten. Im Gegensatz zu Schwechten entwarf einen verputzten Zentralbau im [neo-]barocken Stil. Wie bei der Berliner Gedächtniskirche  erhob sich das Gotteshaus über einen Kreuzgrundriss. Während er in der Reichshauptstadt ein lateinisches Kreuz zu Grunde legte, wählte er in Groß Plasten ein griechisches Kreuz. Das Gotteshaus hat ein markantes, tief eingelassenes Portal und einen kleinen Glockenaufsatz im Stil einer offenen Laterne. Die Kirche verfügt über ein glockenförmiges Dach, auf dem ein kupfernes Türmchen mit Kreuz aufgesetzt ist. Sie hat im oberen Bereich mehrere Rundfenster.       
Die Innenausstattung ist schlicht. Auffallend ist der Mosaikfußboden. Sehenswert sind der Kronleuchter und der schlichte Altar mit einem am Kreuz hängenden Jesus. Dieses Kreuz soll 1900 auf der Pariser Weltausstellung prämiert worden sein.
Zur Kirchweihe am 12. Oktober 1901 kam zwar nicht der Kaiser, aber immerhin erschienen der Großherzog Friedrich Franz IV. und Herzog Adolf Friedrich zu  Mecklenburg.
Drei Jahre nach der Kirchweihe wurde die kinderlose Ehe von Ela und Friedrich von Michael geschieden. Am 14. Dezember 1911 heiratete Friedrich von Michael in Liegnitz die am 26. Januar 1882 in Bojanowo, damals Provinz Posen, geborene Irmgard Freiin von Kirchbach. Ihr Vater war dort Kommandeur des Westpreußischen Kürassier-Regiments Nr. 5. Am 10. März 1917 wurde mit Friedrich August von Michael auf Groß Plasten der ersehnte Erbe geboren.
Elsa von Michael, geborene Haniel, ehelichte 1921 in Berchtesgaden den Königlich Preußischen Kammerherrn und Major a.D. Franz Georg Kurt Eduard Graf von Waldersee, Fideikommissherr auf Waterneverstorf im östlichen Schleswig-Holstein. Auch für ihn war es die zweite Ehe.
Der Kirchenbau von Franz Schwechten in Groß Plasten ist die bislang einzig bekannte Arbeit des seinerzeit als Star gefeierten Architekten in Mecklenburg-Vorpommern.

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Kommentare: 12
  • #1

    schmidt,joachim (Montag, 22 Februar 2016 12:43)

    Tol die im Gebäude leider nicht vorkommt schadele Beschreibung war im Schloß und bin beeindrukt von der GEschichte des Hauses

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