Neubrandenburgs erster Elfgeschosser feiert in zwei Jahren seinen 50. Geburtstag

Neubrandenburg. Das Hochhaus in der Clara-Zetkin-Straße 53 unterzog sich vor inzwischen zwei Jahren einer umfassenden Kur. Mit der Sanierung und dem Umbau des Hauses setzte die Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft einen besonderen Akzentpunkt auf dem Markt. Von ihr vermietet und durch die Caritas betreut, wurde es zu einem Hochhaus der Senioren. Neben der bekannten Form des betreuten Wohnens und einer behindertengerechten Wohnung gibt es in dem Haus auch zwei besondere Wohngruppen. Jede bietet Platz für neun demente Mieter. Damit stellt sich die Neuwoges den Anforderungen der nahen Zukunft. Prognosen der Universität Greifswald zufolge wird die Zahl der Demenzerkrankten bis 2020 in der Viertorestadt um 140 Prozent (!) steigen.
In den beiden Demenzwohngruppen soll der Eindruck eines Heimcharakters vermieden werden. So ist es der Caritas wichtig, dass das Betreuungspersonal zu Gast in den Wohngruppen ist und die Mieter entsprechend ihren Möglichkeiten in den Tagesablauf einbindet. Sollte ein Mieter im Laufe der Zeit dann aber stärkere Pflege bedürfen, kann er trotzdem in seinem Hochhaus in der Clara-Zetkin-Straße wohnen bleiben.
Durch den Umzug der bisher oben gelegenen Begegnungsstätte in das Erdgeschoss ist der Seniorentreffpunkt nun auch für andere Mieter aus der Südstadt nutzbar. Die finden in dem Haus, dessen Barrierefreiheit wesentlich erweitert wurde, zusätzlich Dienstleistungen wie Frisör, Fußpflege und Kosmetik. Ein Beispiel für die erweiterte Barrierefreiheit ist der Zugang zum Fahrstil. Um ihn nutzen zu können, muss man nicht vorher eine Treppe steigen.
Abgerundet ist das Konzept des altersgerechten Wohnhochhauses durch die Einrichtung eines Tagespflegestützpunktes im Erdgeschoss.
In drei Jahren feiert das Hochhaus der Senioren in der Clara-Zetkin-Straße übrigens seinen 50. Geburtstag. Am 11. November 1966 übergab Bürgermeister Horst Jonas, der wenige Monate später starb und die Vollendung des zweiten Wohnhochhauses in Neubrandenburg, eines Zwölfgeschossers Am Anger, nicht mehr miterleben konnte, die Schlüssel für den Elfgeschosser mit 123 vor allem Ein- und Zweiraumwohnungen, bei dessen Bau nicht alles glatt lief. Nachdem am 18. März 1965 der erste Spatenstich erfolgt war und die Montage des Hauses eigentlich noch im selben Jahr erfolgen sollte, kam er Baukran erst Mitte November auf der Baustelle an. Dann verzögerte ein Frosteinbruch seinen Einsatz beim Kellerbau, so dass erst ab März 1966 gebaut werden konnte.
Wie aus einer Doktorarbeit zum Wiederaufbau Neubrandenburgs hervorgeht, bot eine betriebliche Wohnungsbaugenossenschaft der Stadt die Bauübernahme eines der beiden Südstadthochhäuser an. Der Rat weigerte sich aber seine Zustimmung für das Politikum zu geben. Es wäre republikweit der erste Hochhausbau unter Federführung einer Genossenschaft gewesen. Dazu kam, dass die Wohnungen bereits verplant waren. Ein Viertel waren bereits dem in der Nähe gelegenen RWN, dem VEB Hochbauprojektierung sowie dem Bezirksbauamt zugesprochen worden. Mit der Bauübernahme durch die Wohnungsbaugenossenschaft wäre der für den Rat der Stadt verfügbare Wohnungsbestand noch mehrdezimiert worden.
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