Bis 1964 gab es nur eine Verkaufsstelle

Neubrandenburg. Rund 7000 Neubrandenburger wohnen in der Südstadt, die mit einem Plus von fast 500 Mädchen und Frauen gegenwärtig eher weiblich als männlich geprägt ist.
Als der Beirat für Architektur 1956 über den Bau einer Stadterweiterung im im Osten Neubrandenburgs beschloss, war auch über die Errichtung eines Wohngebiets zwischen dem Stargarder Tor und dem Blumenborn entschieden worden. Das 29 Hektar große Baugebiet im Süden war bereits im Flächennutzungsplan 1951 als künftiges Wohngebiet ausgewiesen. Den Bebauungsplan für die Südstadt erarbeitete das Staatliche Entwurfsbüro Halle, das auf Großblockbauweise setzte.
Obwohl für 1957 eine Bezugskapazität von 6100 Einwohnern vorgesehen war, herrschte in der Ständigen Kommission für Aufbau und Wohnungswesen die Einschätzung vor, das bis 1958 keine der 200 geplanten Wohnungen bezogen werden könne. Und die Pessimisten behielten Recht. Im August 1957 lag lag die Planerfüllung gerade einmal bei 33 Prozent. Hintergrund war der Bau des heutigen Kaufhofes in der Innenstadt, wo zahlreiche Betonelemente gebraucht wurden, die eigentlich in der Südstadt Verwendung finden sollten. Dazu fehlte es an Transportkapazitäten. Und die wenigen Wohnungen, die 1957 fertig wurden, gingen nicht an die Neubrandenburger Bevölkerung. Sie wurden der NVA zur Verfügung gestellt, deren Standortältester auch gleich Straßennamen durchsetzte. Aus der Mordstraße wurde die Bergstraße und eine neu angelegte Straße erhielt den Namen „Weg am Hang“. Erst Mitte der 1960er Jahre wurde das Wohnungsbauprogramm (sogar über-)erfüllt. Statt 166 Wohnungen wurden 177 fertig.
Anders sah es mit den Verkaufseinrichtungen aus. Bis 1964 gab es in der Südstadt nur eine Verkaufsstelle. Und deren Einrichtung hatte der Wohnbezirksausschuss der Nationalen Front von der Stadtverordnetenversammlung geradezu erzwungen, indem Bewohner der Südstadt selbstständig mit der Einebnung des Bauplatzes begannen. Dennoch konnte der Ladenbau nicht vor 1961 vollendet werde. Erst dann kamen die Fenster.
Die Einwohnergröße de Südstadt richtete sich übrigens – gemäß dem sowjetischen Vorbild – nach dem Fassungsvermögen einer Acht-Klassenschule, die räumliche Ausdehnung nach guter, fußläufiger Erreichbarkeit der gesellschaftlichen Einrichtungen. In der Praxis bedeutete das bei 5000 Einwohnern und 1689 Wohnungen eine 20-klassige polytechnische Oberschule, Schulhort, Kindergarten und Krippe. Das zu ein Klub- und Gasthaus sowie eine Ladengruppe mit Post und Friseur sowie Garagen und 500 Austellplätze.
Die Schule für die Südstadt wurde im September 1962 eröffnet. Mit einer provisorischen Heizung. Dass sie noch einigermaßen „pünktlich“ gebaut wurde, ist gut 100 Bauarbeitern zu verdanken, die im Februar 1960 vor den Rat der Stadt zogen und den Baubeschluss erzwangen. Ohne sie hätte in den anderen Neubrandenburger Schulen weiter im Dreischichtsystem unterrichtet werden müssen.
Kommentar schreiben
liane (Sonntag, 28 September 2014 13:11)
mein geliebter Kaufhof süd--- man was haben wir dort alles erlebt--leider hat er nach der wende seinen scharm verloren... nur noch Betonwüste----früher eine Oase der ruhe trotz der schönen geschäfte----frisör---post----gemüseladen(Oma brandt und den anderen lieben Damen )--- lebendmittelladen--von der anderen seite also auf dem Hof mein kindergarten(erzieher waren z.b. frau kabus und frau bürger)...dann der fleischer(mit meister witzke)--- dann kam der fischladen(mit frau schröder und frau janzon)... da habe ich dann einige zeit auch gearbeitet--- neben uns der milchladen und dann der delikatladen(was dort vorher war weiß ich leider nicht mehr).... ja und der mitte war eine Rasenfläche und außerdem 8-10 Rosenbeete---- achja das waren noch schöne zeiten--träum
Kar O Laf (Montag, 29 September 2014 07:59)
Also so dramatisch, wie im Beitrag beschrieben, haben wir als Heranwachsende die Südstadt nicht empfunden. Schule und Hort waren neu und der Kaufhof war immer ein Magnet. Besonders in Erinnerung: Milch wurde in Kannen abgefüllt - sehr hygienisch. Der Liter kostete 68 Pfenning. Die Krönung war, das Geld in der Kanne liegend vergessen zu haben und die Milch wurde schon eingefüllt - das gab Gezeter!