Verliebt in eine Königin?

MecklenburG-Strelitzer Prinz passte drei jahre auf verbannte Monarchin auf

Gemälde Porträt Prinz Ernst zu Mecklenburg-Strelitz
Ernst Gottlob Albrecht Herzog zu Mecklenburg in britischer Uniform als Gouverneur von Celle

Neustrelitz. „Er ist mittlerer Statur, bräunlich von länglicher und überaus zarter Gesichtsbildung, mit großen schwarzen Augen und trägt sein eigenes Haar. Sein Gesicht ist vollkommen regelmäßig und sein ganzes Benehmen so einnehmend, dass er immer für eine vollkommen schöne Mannsperson gelten kann. Sein Charakter ist ebenso liebenswürdig als seine Physiognomie, und in seinem ganzen Wesen herrscht eine Güte, die alle Herzen gewinnt. Seine Geisteskräfte sind nicht weniger vollkommen. Der französischen und italienischen Sprache ist er vollkommen Meister, doch spricht er letztere am liebsten. Auch versteht er die englische Sprache sehr gut und würde sie, wie er selbst gesteht, noch fertiger sprechen, wenn er etwas mehr Übung hätte.“

Warum bleibt ein Mann, den der englische Reiseschriftsteller Thomas Nugent 1766 so überschwänglich beschreibt, bis an sein Lebensende 1814 ein ewiger Junggeselle?

Weder an der Herkunft noch an den Einkünften kann es gelegen haben. Der Ritter des Königlich Polnischen weißen Adler-, des Königlich Dänischen Elefanten- und des Königlich Preußischen schwarzen und roten Adlerordens hatte reichlich fließenden Einkünfte. Zwischen 1766 und 1773 erwarb er mehrere Grundstücke in Celle. Auf denen entstand der Prinzengarten, ein Park, in dem er seinen Landsitz bauen ließ. Das Rokoko-Palais trägt heute den Namen Mecklenburg und beherbergt das einzige deutsche Strickmustermuseum.

Herzog Ernst zu Mecklenburg war der Bruder der englischen Königin Charlotte und von seinem Schwager  hofiert und auf immer einträglichere Posten geschoben worden. Schon 1761, dem Jahr der Hochzeit der gebürtigen Mirower Prinzessin Sophie Charlotte mit dem englischen König, beförderte Georg III. ihn zum Generalmajor. Zwei Jahre später ernannte er ihn zum Generalleutnant. Und 1763 machte er ihn zum Kommandant von Celle und im Rang eines Generals zum Chef des 8. Infanterieregiments der Braunschweigisch-Lüneburgischen Armee. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, besser bekannt als Kurfürstentum Hannover, besaß im 18. Jahrhundert eine schlagkräftige Armee.

1802 wurde Prinz Ernst britischer Gouverneur von Hannover. Bei seinem Abschied aus dem militärischen Dienst am 26. November 1802 erhielt den Charakter eines Feldmarschalls. Mit einer Jahrespension von 6000 Talern ging er 60-jährig in den Ruhestand. Er zog in die Schlossstraße 2 nach Neustrelitz. Das Haus hatte sein Bruder Carl für 8000 Taler in Gold für ihn gekauft und vom Hofbaumeister Carl Philipp Wolff herrichten lassen.

Ab und an hielt Prinz Ernst sich aber auch im Schloss Pieverstorf auf. Das Gut, auf dem ihn 1796 die spätere Königin Luise mit ihrem Mann, den preußischen Kronprinzen besuchte, was davon zeugt, dass es für Ernst keine Residenzpflicht in Celle gab,  hatte sein Bruder Adolph Friedrich ihm 1790 geschenkt.

War es vielleicht die Gesundheit, die Ernst nicht heiraten ließ? „Vor einiger Zeit fürchtete man gar, dass er schwindsüchtig werden möchte, er hat daher auf Anraten seiner Ärzte das Tanzen ganz aufgegeben, wovon er sonst ein sehr großer Liebhaber zu sein pflegte“, schrieb Nugent 1766. Doch auch das dürfte nicht der Grund gewesen sein, heißt es doch wenige Worte weiter: „Jetzt befindet er sich munter und wohl, so dass man Hoffnung hat, das Übel werde sich zur Freude des ganzen Durchlauchten Hauses bald verlieren.“

Gemunkelt wird über eine unglückliche Liebe.

Im Celler Prinzengarten, den Prinz Ernst anlegen ließ, findet man seit 1775 ein kleines und bescheidenes und sehr persönlich wirkendes Denkmal, das er zu Ehren einer königlichen Verwandten errichten ließ. Er erinnert an die einstige dänischen Königin Caroline Mathilde, einer Schwester von König Georg III., und deren tragischen Schicksals.

Im Alter von 13  Jahren wurde sie ohne ihr Wissen mit dem dänisch-norwegischen König Christian VII., ihrem Cousin 1. Grades, verlobt. Am 1. Oktober 1766 wurde in London per procurationem die Ehe geschlossen. Die Hochzeit folgte am 8. November 1766 im Schloss Christiansborg. Die Braut war fünfzehn Jahre alt, der Bräutigam siebzehn Jahre. In der ersten Zeit der Ehe nahm er kaum Notiz von ihr, sondern vergnügte sich bald auch mit seiner sado-masochistischen Geliebten Anna Cahrine Benthagen. Die Geistesschwäche König Christians und komplizierte interne Verhältnisse am dänischen Hof trieben die junge Frau in die Arme des königlichen Leibarztes und Reformers Johann Friedrich Struensee. Das führte 1772 zur Palastrevolution, in deren Folge Struensee hingerichtet und die Königin festgesetzt wurde. Nur aufgrund des Eingreifens ihres königlichen Bruders, der mit seiner Flotte drohte, konnte Caroline Mathilde Dänemark nach wenigen Monaten verlassen. Der Bruder in London wies ihr das Celler Schloss als künftigen Wohnsitz zu. Dort traf sie am 20. Oktober 1772 ein. und wurde von Prinz Ernst empfangen und in ihre Gemächer geleitet.

Die Schwester des englischen Königs zählte gerade 21 Lenze. Sein mecklenburgischer Schwager in Celle  war 30 Jahre alt und, wie Nugent schrieb, „eine vollkommen schöne Mannsperson“. Überliefert ist, dass Caroline Mathilde war oft Gast in Palais Mecklenburg war. Am 10. Mai 1775 starb Caroline Mathilde, noch nicht 24 Jahre alt, überraschend an Scharlach.

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