Frühere Schülergaststätte diente bis 1973 der bauarbeiterversorgung

Neubrandenburg. Wohl jeder Oststädter kennt das großformatige Wandbild aus DDR-Zeiten in der Ziolkowskistraße, das den Bildersturm der Wende und Nachwendezeit überstanden hat und heute sogar unter Denkmalschutz steht. Weniger werden wissen, dass es eine Arbeit des 1936 in Dresden geborenen Malers und Grafikers Erhard Großmann ist und am 7. Oktober 1973 als Geschenk zum Republikgeburtstag der Öffentlichkeit übergeben wurde. Und noch weniger als die wenigen, die etwas wissen, kennen den Namen der 6 x 15 Meter großen Keramikfläche. "Kinder-Träume-Zukunft" heißt das Bild..
Im Mittelpunkt des Auftragswerkes, an dem der Künstler drei Jahre arbeitete, steht das Dreierproträt eines buchlesenden Kindes über das sich der rechte und linke Bildteil der aus 1410 Fliesen bestehenden Arbeit erschließen.
Seit seiner Einweihung schmückte das Bild das Gebäude, das als Schülergaststätte vielen in Erinnerung ist. Während die einen hier mit Schulspeisung versorgt wurden, erinnern sich andere an Diskos und Auftritte Neubrandenburger Bands. Heute ist die Schüli unter anderem Domizil für das vietnamesische Restaurant „Chopstick“ und einen Netto-Markt sowie eines VVIVA-Friseursalons.
Ursprünglich diente es der Bauarbeiterversorgung. Obwohl das Politbüro des ZK der SED bereits 1968 verfügt hatte, dass bis zum 20. Jahrestag der DDR, eine Schülergaststätte zur vorübergehenden Versorgung der Bauleute als „Geschenk an die Bauarbeiter“ fertig sein sollte, hinkte die Fertigstellung beachtlich hinter dem Plan zurück. Da die Hochstraße noch nicht befahrbar war, stand das Essen regelmäßig vor dem Sabotagebalken in der Katharinenstraße und erreichte viel zu spät und kalt die Bauleute, die ständig ihre Mittagspause überziehen mussten und so sehr viel „Planminuten“ verloren. Erst die massive Kritik der Bauarbeiter führte zum beschleunigten Bau der Gaststätte. Und zu neuer Arbeiterkritik. Jetzt gerieten die schlechte Qualität der Speisen und die „halben Portionen“ ins Kreuzfeuer.
Da das „Geschenk an die Bauarbeiter“ aber nur bis Ende August 1973 durch die Beschenkten genutzt werden konnte, am 1. September begann ein neues Schuljahr, musste der Rat des Bezirks zusätzliche
Investitionsmittel in die Hand nehmen um die Bauarbeiterversorgung weiter zu gewährleisten.
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